März 2015
 
Es ist nicht immer Rattengift
 
"Mein Hund wurde vergiftet, hat der Tierarzt gesagt. Der hat Rattengift gefressen! So eine Schweinerei!!"

Vorweg erstmal: Der Tierarzt kann zwar eindeutige Hinweise auf "Vergiftung" diagnostizieren - aber um WELCHES Gift es sich handelt, dass kann er gar nicht so einfach feststellen. Dazu braucht es reihenweise Tests, denn im Grunde müsste er auf alle vermuteten Gifte einzeln testen, um sicher zu sein. Macht er aber nicht, denn das kann ja keiner bezahlen...

Vielleicht hat sich euer Hund auch bei euch Zuhause vergiftet, ganz ohne Absicht und ohne, dass ihr das bemerkt hättet.

Kann nicht sein? Dann passt mal auf:

   

  • Birkenfeige (Ficus Benjamini) - fast in jedem deutschen Haushalt zu finden: 

Giftstoffe, Wirkung und Symptome:

Die Pflanzen enthalten im Milchsaft Harz, Kautschuk, Furocumarine und flavonoide Verbindungen. Nach Aufnahme von Ficus-Blättern kann es zu Erbrechen und Bauchschmerzen kommen. Ficus-Arten gelten für Menschen nur als leicht giftig.

 Tiergiftig:

Ficus-Arten sind giftig für Katzen und Hunde sowie für Vögel. Vergiftung zeigt sich in Erbrechen und Durchfall und Schleimhautreizungen. Viele Vögel haben problemlos am Ficus geknabbert, allerdings sollte man die Pflanze dennoch außerhalb der Reichweite von Vögeln aufstellen, denn Lähmungen und auch Tod ist nicht auszuschließen. Ein Zwerghase starb nachdem er 3-4 Blätter von Ficus pumila gefressen hatte. Die Gummibaumblätter zeigten in Tierversuchen mit Ratten und Mäusen keine toxische Wirkung.

   
  • Amaryllisgewächse (Hippeastrum spec.)

Giftstoffe, Wirkung und Symptome:

Ritterstern enthält vorwiegend in der Zwiebel, aber auch sonst in der ganzen Pflanze verschiedene Alkaloide, Hauptwirkstoff ist das Lycorin. Die Pflanze gilt als stark giftig.  Die Vergiftungserscheinungen sind Übelkeit und Erbrechen, starker Schweißausbruch, erhöhter Speichelfluss, Benommenheit und Durchfall. Es kann auch zur Schädigung der Nieren sowie zu Lähmungen kommen. Durch den Kontakt mit der Pflanze können sich auch Hautreizungen einstellen. Familien mit Kindern sollten diese Pflanze nicht halten.

Tiergiftig:

Ritterstern ist giftig für Hunde und Katzen, Kaninchen, Hasen, Hamster, Meerschweinchen sowie für Vögel. Vergiftungsverlauf ist ähnlich wie beim Menschen, zusätzlich kann es noch zu Herzrhythmusstörungen kommen.

   
  • Buchsbaum (Buxus sempervirens)

Giftstoffe, Wirkung und Symptome:

Alle Teile der Pflanze, vor allem aber die Blüten und die junge Rinde enthalten das Alkaloid Cyclobuxin. Die Symptome einer Vergiftung sind Erbrechen, Durchfälle, Übererregbarkeit und Krämpfe.  Bei starker Vergiftung kann es auch zu Lähmungen und sogar zum Tod durch Atemlähmung kommen. Dies geschieht gewöhnlich nur bei falscher Anwendung der Pflanze in der Volksheilkunde.

 Tiergiftig:

Schweine, die nur 500 g Buchsbaum gefressen haben, erlitten Atembeschwerden, Krämpfe mit erheblichen Schmerzen, etliche Tiere starben. Für Pferde sind 750 g Buchsbaumblätter tödlich. Auch Rinder und Kühe, insbesondere Jungtiere sind gefährdet. Buchsbaum ist weiterhin giftig für Hunde und Katzen sowie für Hasen, Kaninchen, Meerschweinchen und Hamster sowie für Vögel.

  • Christrose (Helleborus niger), Hahnenfußgewächse

Giftstoffe, Wirkung und Symptome:

Die Pflanze enthält das Saponin Helleborin und Protoanemonin. Vergiftungserscheinungen sind Übelkeit, Durchfall, Entzündungen der Mundschleimhäute, Herzrhythmusstörungen, erweiterte Pupillen, Atemnot und starker Durst. Es kann auch zum Tod durch Atemlähmung kommen.  

Schwere Vergiftungen können schon nach dem Verzehr von 3 reifen Samenkapseln eintreten.

Tiergiftig:

Nieswurzarten sind giftig für Pferde, Rinder und Kühe, Hunde und Katzen, Hasen, Kaninchen sowie Meerschweinchen und Hamster, aber auch für Vögel. Die Symptome sind Erbrechen, Durchfall, Koliken, nervöse Erregung und Lähmung.

   
  • Dieffenbachie (Dieffenbachia seguine.)

Giftstoffe, Wirkung und Symptome:

Die Wirkstoffe sind noch nicht eindeutig festgestellt. Es handelt sich aber um Glycoside, Alkaloide und Saponine sowie um Calciumoxalat-Nadeln. Beim Berühren der Pflanze öffnen sich so genannte Schießzellen, welche die Nadeln und die anderen Giftstoffe herausschießen und somit zu Verletzungen der Haut und des Auges führen können. Äußerlich kommt es zu starken Reizungen der Haut. Gelangt der Saft in das Auge, so erfolgt Entzündung und Verätzung der Bindehaut, starker Tränenfluss und Krämpfe der Lider. Bei innerer Aufnahme sind die Symptome Brennen, Anschwellung und Rötung der Schleimhäute sowie der Zunge. Dabei kommt es auch zu erhöhter Speichelproduktion, zu Sprechbehinderung und Schluckbeschwerden. Weitere Folgen der Vergiftung können Übelkeit, Durchfall, Störungen des Herzrhythmus, Benommenheit und Lähmungen sein. Die Giftwirkung ist bei den einzelnen Arten unterschiedlich. Einen hohen Wirkstoffgehalt weisen die Arten Dieffenbachia seguine und Dieffenbachia picta auf.

Familien mit kleinen Kindern sollten diese Zimmerpflanzen nicht halten. Seien Sie vor allen vorsichtig, wenn Sie die Blätter abstauben oder putzen, auf diese Weise kann das Gift schnell in die Augen gelangen.

Tiergiftig:

Die Dieffenbachie kann für unsere Haustiere gefährlich, sogar tödlich sein. Sie wirkt giftig auf Hunde und Katzen, Hasen, Kaninchen, Meerschweinchen und Hamster, aber auch auf Vögel. Eine Vergiftung der Tiere zeigt sich in starker Reizung des Mauls, Reizung von Magen, Darm und Hals. Die Tiere haben Schluckbeschwerden, Atemnot, Verlust der Stimme; auch kommt schon mal blutiger Durchfall vor. Vögel sind gestorben, nach dem sie an der Dieffenbachie geknabbert haben.

  • Blauer Eisenhut und weitere Arten (Aconitum spec.)

Giftstoffe, Wirkung und Symptome:

Eisenhut ist die giftigste Pflanze Europas. Er enthält vorwiegend in den Knollen, aber auch sonst in der ganzen Pflanze das stark wirksame Alkaloid Aconitin.

Schon wenige Gramm der Pflanze (entsprechend 3 - 6 mg Aconitin) können für einen Erwachsenen tödlich wirken. Das Gift ist auch in der Lage durch die Haut einzudringen. Somit sind insbesondere Kinder gefährdet, die beim Spiel Pflanzenteile abpflücken und verschlucken. Vergiftungserscheinungen zeigen sich schon nach 10 - 20 Minuten. Zuerst tritt ein Kribbeln im Mund, in Fingern und an den Zehen auf. Es kommt zu Schweißausbrüchen und Erbrechen, starken Koliken und Durchfällen. Die Körpertemperatur sinkt ab, die Atmung wird unregelmäßig, der Blutdruck sinkt, der Tod erfolgt durch Herzversagen oder Atemstillstand.  

Der Exitus erfolgt bei starker Vergiftung schon nach 30 - 45 Minuten. Der Patient ist die ganze Zeit bei vollem Bewusstsein und leidet stärkste Schmerzen.

Tiergiftig:

Eisenhut ist für folgende Tierarten sehr giftig: Pferde, Rinder und Kühe, Schweine, Schafe, Hunde und Katzen, Hasen und Kaninchen, Hamster und Meerschweinchen sowie für Vögel. Vergiftung zeigt sich in starkem Speichelfluss, Pupillenvergrößerung, Erregungen, Unruhe, Durchfällen, Krämpfen, erhöhte Körpertemperatur,  Herzrhythmusstörungen und aufsteigende Lähmung mit Lähmung von der Gesichtsmuskeln und der Zunge. Der Tod tritt unter starken Schmerzen durch Atemlähmung oder Versagen des Kreislaufes ein, wobei die tödliche Dosis beim Pferd ist 200 – 400g der frischen Pflanzenteile ist, möglicherweise aber auch deutlich weniger; beim Hund 5 g der getrockneten Wurzel. Ziegen soll der Eisenhut nichts anhaben, er wird aber meist von ihnen verschmäht.

   
  • Goldregen  (Laburnum anagyroides)

Giftstoffe, Wirkung und Symptome:

Die Pflanze enthält die Alkaloid Cytisin, Laburamin, Laburnin und N-Methylcytisin. Die gesamte Pflanze ist giftig; die höchste Konzentration an Giftstoffen findet sich im Spätherbst in den ausgereiften Samen. Auch im getrockneten Zustand bleiben die Wirkstoffe erhalten. Die höchste Konzentration an Giftstoffen findet sich in den Samen.  Vor allem Kinder sind gefährdet, die beim Spiel Samen verschlucken oder an den Blüten saugen. Als tödliche Dosis gelten 3 - 4 Hülsen, entsprechend 15 - 20 Samen.

Nach bereits 3 eingenommenen Samen beginnen die ersten Vergiftungserscheinungen, die bereits nach 1/4 Stunde auftreten können. Diese zeigen sich durch Übelkeit, Erbrechen (teilweise blutig und mitunter stundenlang), Brennen in Mund und Rachen sowie Magenbeschwerden. Der Patient leidet unter Schweißausbrüchen, Schwindelgefühl und Kopfschmerzen. Stärkere Vergiftung führt zu erhöhtem Herzschlag, Halluzinationszuständen, Muskelzucken, Bewußtlosigkeit und Krämpfen. Bei entsprechender Giftaufnahme tritt Tod durch Atemlähmung nach 1 - 9 Stunden, mitunter auch erst nach einigen Tagen ein. Der Giftstoff Cytisin wirkt somit zuerst erregend und danach lähmend auf den Organismus.

Da nach der Giftaufnahme meist spontanes Erbrechen erfolgt und die Giftstoffe nur langsam aufgenommen werden, sind Vergiftungen mit tödlichem Ausgang zum Glück selten. Eine Goldregen-Vergiftung ist mit einer Nikotin-Vergiftung vergleichbar. Eltern mit kleinen Kindern sollten nach Möglichkeit keinen Goldregen im Garten anpflanzen und auch besonders darauf achten, ob die Pflanze an Spielplätzen wächst.

Tiergiftig:

Goldregen ist giftig für Pferde sowie für Rinder und Kühe. Bei Kühen und Ziegen werden die Giftstoffe über Milch ausgeschieden und können so zu Vergiftungen beim Menschen führen, wenn diese Milch getrunken wird. Weiterhin ist die Pflanze stark giftig für Katzen und Hunde, Hasen, Kaninchen, Meerschweinchen und Hamster sowie für Vögel. Die Tiere erbrechen das Gift meist sofort; der Tod kann aber auch eintreten und dies bereits nach 1 Stunde. Die Symptome bei einer Goldregenvergiftung sind Schweißausbruch, Erregung, danach Dämpfung, die Tiere zittern und atmen schwer. Weiterhin kommt es zum Anstieg des Blutdrucks und schnellerem Puls. Die Tiere leiden unter Gleichgewichtsstörungen, Krämpfen, Muskelzucken und Magen- Darmbeschwerden. Der Tod tritt durch Atemlähmung ein. Beim Pferd reicht die Menge von 250 – 300 g der Samen.

  • Oleander (Nerium oleander)

Giftstoffe, Wirkung und Symptome:

Die Pflanze enthält das herzwirksame Glycosid Oleandrin.

Die Vergiftungssymptome sind Kopfschmerzen, Erbrechen, Durchfälle, verlangsamter Puls, Pupillenerweiterung, Krämpfe, blaue Lippren udn Hände. Die Glycoside bewirken Herzrhythmusstörungen, was bei entsprechend starker Vergiftung nach 2 - 3 Stunden auch zum Tod durch Herzlähmung führen kann. Die Wirkung des Giftes gleicht dem des Roten Fingerhutes.

Teilweise kommt es auch bei Berührung der Pflanze zu Hautreizungen. Der Milchsaft kann durch Wunden in die Haut eindringen und so zu Vergiftung führen. In den USA kommt es immer wieder zu Vergiftungen mit dem Oleander, wenn Oleanderäste zum Barbecue verwendet werden. Starke Vergiftungen sind allerdings selten, da die Pflanze einen stark bitteren Geschmack hat und die Giftstoffe daher schnell ausgebrochen werden. Trotzdem sollten es Familien mit Kindern vermeiden, den Oleander als Zierstrauch im Garten zu halten.

Tiergiftig:

Oleander ist für Pferde, Rinder und Kühe, Schweine, Schafe und Ziegen tödlich giftig. Desgleichen für Hunde und Katzen, Hasen und Kaninchen, Hamster und Meerschweinchen sowie für Vögel. Die tödliche Dosis für Pferde liegt bei 15 - 20 g der frischen Blätter, Rinder sterben gewöhnlich nach der Aufnahme von 10 - 20 g Blätter und Schafe bereits nach 1 - 5 g. Die Vergiftungssymptome sind Pupillenerweiterung, Absinken der Körpertemperatur und damit verbunden kühle Beine sowie Magen- Darmbeschwerden mit Durchfall. Der Tod tritt, wie beim Menschen, durch Herzlähmung ein. Bei vergifteten Stuten kann es zur Fehlgeburt kommen. Oleander wird auch als Kübelpflanze in Parks oder auf öffentlichen Plätzen gehalten. Fallen die Blüten oder Blätter herunter oder liegen von Wind oder Sturm abgebrochen herum, stellen sie für Hundewelpen eine Gefahr dar.

So - ich hör jetzt mal auf mit dieser Auflistung.

Entnommen hab ich diese Infos von der Seite http://www.botanikus.de/Botanik3/Tiere/Hunde/hunde.html

Die kann ich jedem Haustierbesitzer nur wärmstens ans Herz legen, dort finden sich noch wesentlich mehr dieser Giftpflanzen, die wir alle reichlich im Garten und auf unseren Fensterbänken stehen haben.
Und es MUSS ja auch gar nichts passieren, aber: wenn euer Tier Vergiftungserscheinungen zeigt, ist es eben nicht immer gleich Rattengift gewesen, das irgendein Unhold ausgelegt hat...
Beim genauen Lesen kann man feststellen, wie ähnlich oft die Wirkungen sind - also gar nicht einfach zu erkennen, woher die Vergiftung nun rührt. Auch nicht für Tiermediziner - und ich bin immer skeptisch einem Arzt gegenüber, der mit herzhaftem Selbstvertrauen sofort "Rattengift" diagnostiziert.
Vielleicht glaubt er es nicht mal, sondern will einfach nur eine rasche und von jedem Kunden sofort kritiklos geglaubte Diagnose stellen, die keine komplizierten Erklärungen und Fragestellungen nach sich zieht.
Da muss er sich nicht hinstellen und zu erklären versuchen, wieso eine Suche nach dem tatsächlichen Gift so schwierig und langwierig und teuer ist, muss nicht mit dem Halter über hauseigene oder garteneigene Pflanzen reden - das könnte sich hinziehen....

Oder - noch so ein Kapitel - Reinigungsmittel, Pflanzendünger, Unkrautvernichter, "ungiftiges" Schneckenkorn....

Dass er das tatsächlich alles nicht weiß - das möchte ich nun wirklich keinem Tiermediziner unterstellen, beileibe nicht. Ist aber sicher nicht einfach, einen nervlich stark angegriffenen Halter, der mit seiner Katze oder seinem Hund mit eindeutigen Vergiftungserscheinungen in die Praxis gekommen ist (womöglich mit tödlichem Ausgang) - diesem Halter also zu sagen, er trage vielleicht-möglicherweise-könnte-ja-sein selbst die Verantwortung dafür.
Rattengift - das wird der Halter nicht selbst ausgelegt haben, das kennt jeder, das will auch sofort jeder am liebsten glauben, kann man auch gleich auf die Verrohung der Gesellschaft schimpfen... Dann hat man meist schon einen Verdacht gegen den unbeliebtesten Nachbarn der ganzen Straße...
 

Aber wie dem auch sei: Schaut euch bitte die Seite ( http://www.botanikus.de/Botanik3/Tiere/Hunde/hunde.html ) mal genau an und überlegt, ob ihr euch nicht vielleicht doch von der einen oder anderen besonders üblen Pflanze trennen wollt - im Haus und im Garten.

Ich wünsch euch einen schönen Tag und gute Gesundheit euch und euren Tieren -

 Silvia vom Tiersuchdienst