Mit diesem Suchfoto fing die ganze Sache für uns an:

Wir bekamen eine Vermisstenmeldung mit der Bitte um Hilfe - "Nero",
ein Dobermann-Labrador-Mix, war seit dem 6. September 2012 verschwunden.

Eine von vielen Meldungen eines entlaufenen Hundes aus der Wesermarsch...

Dachten wir.

Dann allerdings entwickelte sich die Sache ganz anders.

Mit vier Vereinsmitgliedern und ihren Hunden suchten wir das unübersichtliche, fast 2 ha große Grundstück in Berne ab, "Neros" Zuhause, um sicherzustellen, dass der Hund nicht womöglich tot dort lag.

Wie sich dann herausstellte, verschwand 'Nero' nicht gänzlich spurlos vom 6. auf den 7. September (Donnerstag/Freitag), 
obwohl seine Diebe das sicher gern gewollt hätten.


Folgendes haben wir in mühevoller, nervenaufreibender und zeitintensiver Kleinarbeit herausgefunden und an die Polizei weitergeleitet, die ihrerseits an der Sache arbeitet - ebenso die Staatsanwaltschaft:

Nero wurde in der Zeit vor seinem Verschwinden "angefüttert" - auf dem Grundstück seiner Halter wurden Verpackungen von Frischfleisch gefunden, eine ganze Anzahl davon sogar, mit unterschiedlichem Mindesthaltbarkeitsdatum; demnach (und auch der Menge wegen) ist nicht davon auszugehen, dass dies nur an einem einzigen Tag passiert sein kann, sondern sich eben über einen gewissen Zeitraum hinzog.
Und exakt nach dem 6. September, als der Hund verschwand, tauchten keine neuen Verpackungen mehr auf...
VOR Neros Verschwinden hatten seine Eigentümer noch die Bauarbeiter für diese 'Müllentsorgung' in Verdacht, die in der Industriestraße auf der großen Baustelle arbeiteten - allerdings im Nachhinein: die würden wohl kaum täglich rohe Koteletts essen, Zeit und Gelegenheit zum Grillen war eher unwahrscheinlich...
Wir haben anhand der Kennziffern und dem Namen des verpackenden Betriebes herausgefunden, dass die Diebe das Fleisch bei einem Lidl-Markt gekauft haben mussten, denn dieser spezielle Betrieb liefert genau diese Verpackungen nur an Lidl.

Bei facebook wurden wir fündig: Jemand meldete einen 'Fundhund' und stellte Bilder ins Netz, die eindeutig "Nero" zeigten!
Zugelaufen war er - nehmen wir mal an, das stimmt so - am 7. September bei der Faßmer-Werft in Berne, in direkter Nachbarschaft seines Zuhauses.
Der 'Finder' brachte ihn auf die andere Weserseite nach Bremen (wo er auch wohnt), weil der Hund quasi über Nacht eine (übrigens abgemeldete, wie sich herausstellte) Hundemarke aus BREMEN ans Halsband bekommen hatte und nicht mehr seine eigene aus Berne trug.
 

Das heißt, die Diebe hatten ihm eine (seit 2009 ungültige und mal einem Schäferhund gehörende...) Bremer Steuermarke umgehängt. Hatten sie also ohnehin vor, den Hund nach Bremen zu bringen? Zu verkaufen? War das ein Auftragsdiebstahl? Hatte jemand ein Interesse daran, die Hundehalter zu schädigen?

Heißt auch, der Hund war zumindest über Nacht noch auf der heimischen Weserseite, da er ja am Freitag, den 7.9.12 bei der Faßmer-Werf zulief. Vielleicht konnte 'Nero' seinen Dieben entwischen, war auf dem Weg nach Hause und wurde sozusagen kurz vor dem Ziel (absichtlich oder nicht) abgehalten und als 'Fundtier' anschließend nach Bremen gebracht - von wo aus er nun ganz sicher NICHT mehr allein nach Hause laufen konnte. Es sei denn, er nähme die Fähre....

Sollte Nero zu illegalen Hundekämpfen nach Holland gebracht werden? - Die Polizei hatte von solchen Transporten aus Bremen gesprochen, wir schoben den Gedanken daran erstmal von uns. Aus dem Kopf kriegt an ihn aber dennoch nicht.
 

Wir fragten uns immer wieder, welches Interesse Menschen haben könnten, diesen Hund zu stehlen - ging es ihnen um den Hund? Um die Halter?

Oder um etwas ganz anderes - sollte der Hund aus dem Weg geschafft werden, damit er nicht durch sein Bellen verriet, wenn sich jemand dort unerlaubt zu schaffen machte?
Nachforschungen ergaben, dass eine ganze Reihe von Diebstählen und Einbrüchen in direkter Nachbarschaft auf den umliegenden Betriebsgeländen stattgefunden hatten in der Vergangenheit. Ging es um so etwas? Die Polizei meinte anfänglich, dann hätten sie den Hund doch einfach vergiften können...
Aber das fanden wir gar nicht so logisch:
Zum einen - hätten sie den Hund an dem Tag/in der Nacht vergiftet, wo sie einen Einbruch in oder um Neros Zuhause herum geplant hatten, wäre doch immer noch die Gefahr gegeben, dass der Hund VORHER noch bellt und ungewollte Aufmerksamkeit erregt. Und damit womöglich einen ausgetüftelten Industriediebstahl zum Scheitern bringt.
Zum anderen - hätten sie ihn (sozusagen rechtzeitig) schon eine Weile vorher vergiftet, um sich freie Bahn zu verschaffen, dann hätten sich die Halter womöglich relativ rasch einen anderen Hund zugelegt:
Nero ist nämlich ein Hund mit Job - er ist als Wachhund auf seinem Hof unterwegs.
Und es hätte womöglich erhöhte Aufmerksamkeit gegeben - vergifteter Hund... Anzeige.... Tätersuche etc....
Aber wenn ein Hund verschwindet, geht man erstmal immer von 'weglaufen' aus - und da holt man sich ja nicht gleich einen anderen, sondern sucht sein vermisstes Tier eine Weile....
Tja.

Fest steht, der 'Finder' gibt den Hund nicht etwa ordnungsgemäß beim Tierheim oder der Polizei ab, sondern an eine Privatperson in Bremen-Nord - Frau B., eine allein erziehende Mutter mit Kind; die sich auf facebook selbst dafür zur Verfügung gestellt hat und eine der Personen war, die bei der Veröffentlichung der Hundefotos in der Chronik des Finders Kommentare hinterließ.
 
Wieso übernimmt man als Frau mit Kind in einer relativ kleinen Wohnung und mit Katzen im Haus einen völlig fremden Hund - von Neros Kaliber auch noch??

Mit dieser Frau aus Bremen, von der wir durch eine aufmerksame facebook-Userin erfuhren, nahmen wir Kontakt auf - was nicht ganz einfach war...
Wir erfuhren, dass Nero sich 3 Wochen bei ihr aufgehalten hatte - als vorgeblicher Fundhund, wie gesagt. Auch sie machte Bilder von Nero, eine Verwechslung oder Irrtum waren also ausgeschlossen:

Von dort wird er von einer Frau weggeholt, die sich in betrügerischer Absicht und mit falschen 'Beweisfotos' (zumindest eines davon aus dem Internet, wie wir in mühsamer Recherche herausfanden) als Eigentümerin ausgab.
Frau B. hatte - nach eigenen Aussagen - eine Fundmeldung bei bremen.de eingestellt.
Der Name, den die angebliche Besitzerin angab, war ebenso falsch wie die Fotos - aber durch den Kontakt zu Frau B., die den Hund vom 7.9.12 bis zum 25.9.12 bei sich gehabt hatte, kamen wir immerhin an eine funktionierende Handynummer und eine reale Mailanschrift; letztere enthielt das Wort 'whitelandser' und brachte uns und die Polizei (die natürlich alle Infos von uns bekam und bekommt) ins Grübeln. 
'Whitelandser' ist ein gern genutzter Begriff in der rechten Szene.

Die nächste Angst:
Wir erfahren, dass man dort solche Hunde wie Nero durchaus als 'Punchingball' für Trainingsrunden der in diesen Kreisen gern gehaltenen Pitbulls und Staffordshire Terrier missbraucht.
Dieser Gedanke hat uns während der ganzen Zeit nicht losgelassen...
Die Nerven der Halter lagen längst blank - und jetzt erst recht.

     
Die wahre Halterin von Nero beginnt mit der uns nun bekannten Handynummer einen sms-Kontakt:
Es meldeten sich (per sms) in der Folge mal ein "Daniel" und mal eine "Tamara", beide gaben an, den Hund bei Frau B. angeschaut aber NICHT mitgenommen zu haben, weil es nicht ihrer gewesen sei...
Beide gaben jeweils unterschiedliche Beschreibungen "ihres" Hundes ab, SIE sagte, der Hund sei nicht gechipt... ER, ihr Hund sei gechipt, aber nicht registriert....
Nero ist übrigens beides.
Wesentlich später hieß es dann von Seiten dieser 'Tamara' gegenüber der Polizei (anhand der Handynummer konnte sie ja identifiziert werden), ja, sie habe den Hund mitgenommen, weil sie ihm das Tierheim ersparen wollte. Und dann sei er ihr entlaufen.

Völliger Blödsinn, es gab überhaupt keinen Grund, anzunehmen, der Hund käme ins Tierheim - schließlich hätte sich jederzeit der Besitzer melden können aufgrund der Internet-Fundmeldung von Frau B.
Immer vorausgesetzt, es gab sie und Frau B. und diese Tamara spielten nicht bloß großes Kino... Unser Misstrauen blieb.

Und wenn sie sich so sehr gekümmert HÄTTE - und der Hund entläuft ihr dann: Dann unternimmt sie nichts?? Keine Meldung?? Keine Anfrage bei der Polizei oder anderen Stellen??
Da läuft nun ein Hund einsam durch Bremens Straßen - na, Hauptsache nicht ins Tierheim?? Blödsinn.
Uns liegen Emails und sms vor von allen uns bislang bekannten Beteiligten, noch längst ist nicht alles klar, viele Fäden sind noch unentwirrt - aber wir kommen weiter.
     
Wir machten die Erfahrung, dass man bei der Polizei und der Staatsanwaltschaft eine Sache wie Hundediebstahl (ohne Rücksicht auf die nervliche und gesundheitliche Lage von Haltern und Hund) nicht dringlich behandelt: Die Gewichtung ist bei sowas nicht anders als bei einem geklauten Handy oder Fahrrad.
Diese wörtliche Auskunft haben wir dort bekommen...

Dennoch einigten wir uns mit der Halterin, die polizeilichen und staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen nicht durch eigenes Vorpreschen zu stören oder sogar unmöglich zu machen. Wir fahndeten also weiter auf eigene Faust - aber in aller Stille.
Wie viele Stunden, wie viele schlaflose Nächte wir verbrachten mit Gedankenaustausch, Telefonaten, Internetsuche und Gesprächen mit den nervlich angeschlagenen Haltern - das lässt sich unmöglich noch sagen.

Aber im Januar 2013 - Nero war im September 2012 verschwunden - kamen wir zu dem Schluss, einfach nicht mehr abwarten zu wollen:
so langsam dürfen Ermittlungen einfach nicht sein!