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Meinen Einkauf hatte ich beendet und im Auto verstaut, nun wollte ich das
Eis holen - aber es kam ein Anruf - ein toter Kater wurde gemeldet. Den habe ich mir also angesehen, bei Tasso angerufen, bin dann zu den Haltern gefahren, mit denen wieder zurück zu ihrem Kater, weil sie ihn nicht abholen konnten. Die Eisdiele hatte inzwischen natürlich geschlossen…. soweit die Pläne... Leute, die auf Facebook unseren Post von dem Hund gelesen hatten,
machten sich auf den Weg. |
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Silvia:
Ich hab es wirklich toll gefunden, dass ganz spontan einige Menschen sich ins Auto gesetzt haben, um in Berne den Hund zu suchen, der nach einem Unfall weggerannt war... Nun hat man ihn ja nirgends finden können, aber ich habe mich die ganze Zeit gefragt, was passiert wäre, wenn es anders gekommen wär. Ich hab mich gefragt, ob alle Beteiligten die Situation richtig eingeschätzt hätten, wenn sie ihn gefunden hätten: Ein fremder, großer Hund - nach einem Unfall wahrscheinlich verletzt (mehr oder weniger schlimm) und ganz sicher im Schock... wie hätte er sich verhalten? Was würden sie machen? Würden sie versuchen, ihn zu sichern? Und wie? Sind das alles Hunde-erfahrene Leute gewesen? Und ich meine nicht, erfahren mit dem eigenen Hund oder dem von Freunden - ich meine, erfahren im Umgang mit einem unberechenbaren, fremden Hund in totaler Stress-Situation... Würden sie seine Reaktionen, seine Körpersprache verstehen, würden sie Strategien kennen, wie sie mit ihm in dieser Ausnahmesituation umgehen müssten, wenn er vielleicht nicht fröhlich wedelnd dankbar vor seinen ‘Rettern’ steht? Würden sie zum Handy greifen und um Hilfe bitten? Die Nerven behalten? Sich in Gefahr bringen? Das nur mal dazu, so als Gedankenspiel. Alles nicht so einfach. Wir haben uns also nicht sofort ins Auto gesetzt, um den Hund
zu suchen und daraus wurde gleich einmal abgeleitet, wir wären unfähig
und würden uns um nichts kümmern...
Mal ein paar deutliche Worte:
Wir suchen immer dann, wenn es Sinn macht und wenn wir Zeit haben! Und hier war einfach beides nicht der Fall -
Einfach mal grundsätzlich:
Wir müssen nicht losfahren und Tiere suchen. Das ist nicht unser Beruf, das ist etwas, das wir ehrenamtlich tun - das geht aber immer nur dann, wenn wir Zeit haben! Neben dem Job, um den Lebensunterhalt zu verdienen, der Familie, den eigenen Tieren und anderen Verpflichtungen. Von ‘Null-Bock’ red ich hier nicht! Bei täglich oft mehrfach notwendig gewordenen Fahrten zu Fundtieren in der 820 km² großen Wesermarsch und nur einer Handvoll Helfer: Wie soll das denn immer gehen? |
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Heidi: Wir alle tun unser Möglichstes! In unserer Freizeit, neben unserer Arbeit, neben unseren Familien, egal ob Feiertag oder nachts – wenn wir es können, fahren wir los! Selbst am Heiligabend waren wir schon unterwegs und in der Silvesternacht um 00:30 Uhr! Aber meine “Einstellung ist scheiße” !? Wer die Tiere einfängt und sichert - das ist doch völlig egal. Das müssen doch nicht unbedingt wir machen, da kann doch JEDER mithelfen! Tiere richten sich nicht nach den Schlaf- oder anderen Bedürfnissen des Menschen – selbst Sonntagmorgens um 06:30 Uhr heißt es, raus aus den Federn, auch wenn man am Samstag bis tief in die Nacht am PC gesessen hat. Müde sein dürfen wir nicht, krank werden dürfen wir nicht, Freizeit haben dürfen wir nicht…. und was man auch nicht vergessen darf: wir haben keine feste "Arbeits"zeit! Es gibt keinen Acht-Stunden-Tag, kein freies Wochenende, die Nächte sind nicht frei und wir haben keinen Urlaubsanspruch! Und das alles ist freiwillig... |
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Silvia: Haben eigentlich manche Leute die Vorstellung, wir sitzen wartend im Auto, umklammern den Schlüssel - damit wir bei jeder Meldung sofort losrasen können? So einer Meldung wie dieser z.B.: Sonntagabend, 21 Uhr “Ja, hallo.... ich geh hier so an den Bahnschienen lang und da hoppelt ein Kaninchen...” “Ist es verletzt? Sieht es krank aus?” “Nein. Das hoppelt da nur so. Auf den Bahngleisen. Das ist doch gefährlich.” “Ja, aber da können wir ja nichts machen. Und selbst, wenn Sie es von den Gleisen scheuchen, wird es sicher wieder draufgehen, das ist dort ja sein ‘Zuhause’.” “Ja wieso denn ich? Ich dachte, Sie kommen da jetzt? Ich geh doch nicht auf die Schienen, das ist ja lebensgefährlich!” Und dann geht der Mann her und postet in den sozialen Netzwerken, der Tiersuchdienst kommt überhaupt nicht raus, nicht mal, wenn ein Tier in Lebensgefahr ist... Ja genau...
Heidi:
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Silvia: Uns vorzuhalten, wir würden erst abends spät kommen und wenn die Leute die Tiere mittlerweile selbst eingefangen haben, klingt grotesk: Wieso sollten sie sie denn nicht selbst einfangen, wenn sie sie da herumlaufen sehen und ihnen das möglich ist? Wieso denn nicht eigenständig initiativ werden, wenn irgend machbar - und den Tiersuchdienst dann anrufen, damit wir alles Weitere übernehmen? Mit dem Einfangen allein ist es ja schließlich nicht getan... und wie oft fahren wir endlose Kilometer, nur um uns dann anzuhören, dass das Tier nun jetzt gerade nicht mehr da ist - also wirklich, muss man daneben stehen und abwarten, dass jemand anders kommt und die Arbeit macht? Sind alle unmündig oder sind wir im Kindergarten oder was?! |
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Und dass wir erst spät abends gekommen sind: Ja Kruzifix noch mal - glaubt denn tatsächlich jemand, wir kommen deswegen spät um 22 Uhr noch zu Fundtieren, weil es uns so irren Spaß macht, um die Zeit noch durch die Wesermarsch zu juckeln, statt gemütlich auf dem Sofa zu liegen?! Ja genau!! Wenn wir spät kommen, dann deshalb, weil es eben nicht früher ging! Nicht, weil wir vorher keine Lust hatten! Und statt das auf den nächsten Tag zu verschieben, da setzen wir uns sogar noch zu später Stunde ins Auto, um zu helfen... freiwillig. Unbezahlt. Für fremde Leute. Für fremde Tiere. Wir machen das, weil wir helfen wollen, soweit es uns möglich ist. Aber ganz ehrlich, müssen wir uns beschimpfen und beleidigen lassen, wenn es uns mal nicht möglich ist?! |
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Heidi: Niemand, der nicht selbst an der Spitze eines Vereins arbeitet, weiß, dass es nicht damit getan ist, Bilder zu veröffentlichen! Niemand, der nicht im Tiersuchdienst mitarbeitet, weiß, was da jeden Tag anfällt. Keiner kann sich überhaupt auch nur vorstellen, wie viele Anrufe täglich eingehen, deren Inhalt nicht einmal unsere Aufgaben betreffen! Aber wir helfen ja trotzdem... Wir trösten, geben Ratschläge, geben Telefonnummern der richtigen Ansprechpartner weiter und hören uns die Sorgen und Nöte der verwaisten Tierbesitzer an. Wir ertragen viel zu oft das Leid und das Weinen, wenn wir eine schlimme Nachricht geben müssen - während der eigene Hund gerne raus möchte, der Mann wartet, dass wir endlich losgehen, die Kinder Hunger anmelden… Aber meine Einstellung ist scheiße…. Manchmal, ganz ehrlich, frage ich mich, warum ich das alles eigentlich mache. Abends auf den Film verzichten, den ich gerne sehen wollte… nachts losfahren, aufstehen aus dem warmen Bett... Ich kann aber etwas, was ich mit meinen Mitstreitern über Jahre aufgebaut habe, nicht einfach hinschmeißen! Natürlich nicht... Dazu ist das viel zu wichtig! Wir werden gebraucht, so viele Menschen verlassen sich auf unsere Hilfe! Die große Sorge, die ich habe – halten unsere Mitarbeiter durch? Spielen die Familien mit? Silvia:
Zwei Stunden später komme ich wie vereinbart an - eine Affenhitze
ist das heute, in der Eisdiele wär’s jetzt schöner.
Und wenn jetzt hier einer denkt, das sei ja wohl eine Ausnahme...
ha! |
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Heidi: Ach ja, da komme ich auch schon auf die nächste Sache… in den Kommentaren wurde sich darüber beschwert, dass man uns mal Mithilfe angeboten hätte, wir uns aber nicht mehr gemeldet haben! Man vermutete, nicht in unser Schema zu passen… wie bitte? Wir sind nur Menschen - keine Maschinen! Vielleicht ist das einfach untergegangen zwischen den vielfältigen Dingen, die wir am Tag erledigen müssen - bei uns klingelt das Telefon hundert mal am Tag, wir kriegen zig Emails, PN’s, müssen auf unzählige Kommentare antworten... Da kann man doch einfach noch mal anrufen. Die Folge von allem: Wir gehen vielleicht nicht mehr so unbefangen an unsere Aufgaben heran. Im Hinterkopf bleibt bei einigen vielleicht der Gedanke, was dies oder jenes Verhalten wohl wieder auslösen wird, welche endlosen Diskussionen kommen werden. Das ist doch einfach schade! Und so unnötig. Wir werden natürlich weitermachen wie bisher. Wir versuchen, unsere Aufgaben zu bewältigen und wir werden auch weiter losfahren, um Tiere zu suchen – sofern wir können und es Sinn macht... Und da verlassen wir uns auf unsere langjährige Erfahrung, die niemand sonst hat. Und gar nicht haben kann. Silvia: Was wir mitgenommen und gelernt haben aus den jüngsten Anfeindungen, die nicht die ersten waren und sicher nicht die letzten sein werden:
Das musste jetzt einfach mal raus. Das war uns wichtig.
Ist ja wirklich ein bisschen lang geworden. Und schön, dass ihr bis
zum Ende durchgehalten habt.
Viel Spaß mit euren Tieren und dass ihr uns niemals brauchen möget,
das wünschen
Heidi & Silvia vom Tiersuchdienst
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